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Die Raptor- von einer Mega-Yacht zum Power-Boot

 

 

Es fing eigentlich genau so an, wie es immer bei mir mit einem neuen Boot anfängt.

Also nichts Neues: Auf der Intermodell in Dortmund findet man mich immer mindestens an zwei Tagen an den Verkaufsständen der einschlägigen Hersteller, nachdem ich mich flüchtig über die Neuheiten der großen Firmen informiert habe. Dort wird zur Zeit nichts angeboten, was mich begeistern würde.

Aber auch bei den anderen Herstellen konnte ich nicht so das richtige finden. Entweder die Boote sind zu klein, zu hässlich, oder einfach zu groß, um auch mal an meinem doch recht kleinen Hausteich eine Runde zu drehen.

Mein Lastenbuch war also schon recht anspruchsvoll: Die Größe des Bootes sollte so um die 1,00 m wegen  der noch angenehmen Transportmöglichkeiten sein. Das neue Boot sollte auf dem Hausteich noch fahrbar sein, und es sollte eine ansprechende Optik für mich haben. Dazu kommt, dass das Modell für einen moderaten 30- Zellen- Antrieb geeignet sein sollte und in Geschwindigkeitsbereichen um  60 km/h vordringen. Darüber hinaus ergänzte ich zur Forderung der ansprechenden Optik, dass es einer Mega- Yacht ähnlich sein sollte. Aber ein Oberflächenantrieb sollte es schon sein, da ich bis heute keine Erfahrung mit Jet- Antrieben hatte. Die neu  aufkommenden Z- Antriebe wollte ich nicht verbauen, da ich in dieser Technik Leistungsverluste und zu aufwendige Wartungsarbeiten vermutete. Zum Schluss sollte es ein Modell sein, dass bei Treffen nicht dutzendweise gezeigt wird. Heute könnte man ja z.B. überlegen eine Formel Drifter zu bilden, so wie es im Autorennsport seit langem Markencups gibt.

 

Jetzt war guter Rat teuer. Entweder die Boote gefielen mir, waren aber viel zu groß und technisch zu aufwendig, oder aber zu klein und für einen 30- Zellen Antrieb nicht geeignet.

Ich landete irgendwann auch mal am Stand der Fa. Kehrer und erkundigte mich nach den Jet- Antrieben und den zugehörigen Leistungen. Herr Kehrer zeigte mir nach umfangreicher Beratung nun auch sein neuestes Produkt- die Raptor- ein modifiziertes Modell auf der Basis der Gentry Eagle. Mit den Jet- Antrieben könnte ich ja noch warten- Ehrlich gesagt ist das auch eher was für ältere Herren, deren Reaktion schon etwas nachgelassen hat, aber immer noch zügig unterwegs sein wollen und kein Interesse haben, Kutter oder Schlepper zu bauen. Also gesetzte Herren über 40. Als ich kurz bezüglich meines Geburtsdatums überschläglich kalkulierte, wollte ich schon beleidigt den Stand verlassen- denn eine Jacht mit Jet- Antrieb wollte ich nun wirklich nicht bauen, kamen wir noch mal ins Gespräch. Nach näherer Inspektion seiner Raptor kamen wir dann ins Geschäft. Die Raptor wurde geordert.

 

Die Komponenten zum Einbau waren schnell bei Gundert( Antrieb), MHZ ( Ruder) und bei der Fa. Plettenberg ( HP 355/40/4) bestellt.

 

Der Rumpf zeigte sich in bester Verfassung, die Oberflächenqualität war super. Ich musste kaum etwas nacharbeiten. Bis zur Lieferung aller Komponenten konnte ich mir also Gedanken über den Aufbau machen. Ich entschloss  mich dazu, das Ruder mittig hinter den Antrieb zu setzen. Zu auffällig sollten die Komponenten nicht sein, um die schöne Optik des Bootes nicht zu ruinieren. Etwas Sorgen bereitete mit das Unterwasserschiff, das ohne Zweifel für den Einbau zweier Jet- Antriebe geeigneter wäre.

Dennoch gingen die Arbeiten nach Erhalt zügig voran. Die Welle wurde ohne Seitenzug und ohne Neigung zum Unterwasserschiff eingesetzt. Das Ruder erhielt eine solide Halterung aus Epoxid- Platten.

Die meiste Zeit verbrachte ich dann mit der optischen Ausgestaltung des Modells. Auf jeden Fall entschied ich mich dazu, dass man die vermeintliche Geschwindigkeit und das Potential des Antriebes auf Anhieb nicht erkennen sollte. Also wurden für ein Rennboot dieser Größe ungewöhnlicherweise  Rettungsringe , Relings und funktionstüchtige Positionslichter angebracht. Eine eher zu klein geratene Auspuffanlage sowie ein Suchscheinwerfer und ein Signalhorn rundeten die optische Ausgestaltung ab.

Um die äußere Ansicht ad absurdum zu führen brauchte das Boot jetzt noch zwei kompetente Crewmitglieder. Was liegt da näher als Käpt´n Blaubär am Steuer  und Hein Blöd in der Kombüse anzuheuern. Beim Fahren hat sich herausgestellt, dass diese Personen aber wegen des vehementen Fahrtwindes die Köpfe einziehen.

 

So ausgestattet ging es zum ersten mal an den Teich. Mit voll geladenen Akkus, und Pudding in den Beinen wurde sorgfältigst abgeklebt, was sich bei den Rundungen des Deckels als sehr aufwendig erweist, aber auf das man auf keinem Fall auch bei diesem Boot verzichten sollte. Das gesamte Deck wird bei heißer Fahrweise überspült.

Abgestimmt habe ich den Antrieb mit einer 63 Carbon, der Schwerpunkt wurde auf 30 % der Rumpflänge, von hinten gemessen, eingestellt. Die Akkus wurden zu je 15 Stück neben die Wellenanlage platziert.

 

Am Teich passierte genau das, was ich vermutet hatte: „ Seit wann baust du denn Yachten- Das glaubt doch keiner.“

Nach der gebührenden Schiffstaufe wurde die Raptor dann ihrem Element übergeben. Langsam bewegte sie sich vom Steg weg und machte ein imposantes Fahrbild. Auf Ruderbewegungen reagierte die Raptor sofort. Also kein Grund zur Beunruhigung. Hebel auf den Tisch. Das war ein klassischer Start. Die Raptor sprang wie ein Eco- Boot aus dem Wasser und hinterließ dort, wo sie eben noch friedlich dahindümpelte nur noch den Rest ihres majestätischen Roustertails. Die V max lag genau in dem Bereich meines Lastenbuches. Ich konnte erst mal zufrieden sein, auch wenn die Kurvenstabilität des Bootes alles andere als zufriedenstellend war. Das Heck brach schon bei geringster Geschwindigkeit aus. Hier war wirklich Vorsicht geboten.

Selbst beidseitig angebrachte Turn Fins der Größe Graupner und die Verlängerung um 50 % brachten kaum Verbesserung.

Messungen mit einem GPS brachten exakt gemessene 56 km/h zu Tage. Das konnte auf die Dauer nicht befriedigen. Nach ca. 1 Jahr entschloss ich mich dann, das Boot komplett umzubauen. Ein Power-trim sollte den Antrieb variabel in der Einstellung  gestalten. Das Ruder zur Verbesserung der  Kurvenstabilität wurde seitlich versetzt.

Zur weiteren neuen Ausstattung gehörten Metall- Props der Marke Prather zwecks optimaler Dimensionierung und ein Pack gepushte Akkus.

Nach einwöchigem Umbau ging es erneut an den Teich. Der Antrieb wurde erst einmal exakt auf 0 Grad eingestellt , der Schwerpunkt  liegt bei 30 % der Rumpflänge vom Heckspant gesehen. Was jetzt passierte entschädigte zu Gänze die Umbauarbeiten. Wieder vorsichtig vom Steg entfernt – und ab geht die Post. Und das im Telegrammstil. Nach gewohntem Abstand vom Steg legte ich den Hebel um und im selben Augenblick war die Raptor entschwunden. Dafür war meine Hose vom übermächtigen Wasserschweif tropfnass. Damit hatte ich nicht gerechnet. Nach diesem Schreck konnte ich gerade noch Gas wegnehmen um nicht Bekanntschaft mit dem heranreitenden Ufer Bekanntschaft zu machen. Die erste Kurve konnte überzeugen. Die Kurvenstabilität hatte sich wegen der neuen Anordnung der Komponenten um ein Vielfaches verbessert. Nach einigen absolvierten Geraden mit full Speed holte ich das Modell mit einem großen Grinsen wieder an Land. Alles funktionierte tadellos. Beruhigend war auch die Feststellung, dass der Wasserstand im Rumpf exakt 0 betrug.

Jetzt konnte also die Feinabstimmung dafür sorgen, dass die gemessenen 66 km/h sich gegen 70 km/h verbessern. Dies wird aber noch einige Zeit und eine ganze Reihe von Tests in Anspruch nehmen.

Fazit: Das Ergebnis kann sich jetzt sehen lassen. Das Boot habe ich auf diversen Treffen bisher noch nicht bei anderen Modellbauern gesehen. Es scheint wohl für Power- Freaks als ungeeignet.

Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass das Modell nicht als Powerboot erkannt wird. Das gezeigte Potential überrascht doch immer wieder. Interessierte schauen nach der Vorführung immer noch einmal vorbei, um sich die Sache genauer anzusehen.

Wie lange Käpt´n Blaubär und seine Crew diese Höllenritte noch mitmachen ist mir allerdings nicht bekannt.



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